Osman Taka

aus Südalbanien, das ist der Tanz, vom dem ich gestern gesagt habe, alle Albaner kennen Osman Taka vom Namen und vom Lied her. In Albanien wird er nur frei getanzt, das heißt, der erste Tänzer macht, was er will, und alle anderen halten ihn, so wie bei einem typischen Tsamiko, z.B. daß er sich hinten über beugt und die anderen sich auf seinen Bauch stellen … Ich habe einige Elemente zusammengestellt. Die Sängerin heißt Eli Fara, sie ist jetzt die berühmteste Sängerin volkstümlicher Lieder in Albanien. „Osman Taka“ heißt das Lied und der Tanz. Die Griechen nennen ihn „Samandakis“. Es ist dasselbe Lied, aber von Griechen gesungen.

Die „Çam“ sind Muslime in Südalbanien, die sich früher bis auf den Peloponnes ausgebreitet haben und es ist interessant, daß der Tanz Tsamiko … die meisten Wissenschaftlier werden zugeben, daß der Name von den „Çam“ kommt. Aber die Griechen im Süden sprechen kein „tsch“, sondern „ts“, aber in allen Dialekten hört man „tsch“. In Griechisch-Thrakien gibt es einen Tanz namens „Tsestos“; das ist „Čestoto“ aus Bulgarien. „Čamiko“ gibt es in Makedonien. Interessant ist auch, daß früher die älteren Leute im Peloponnes, wo es den Tsamiko gab, ihn immer „Arvanitiko“ genannt haben – „der albanische Tanz“, „Arvanites“ sind die Albaner.

[Frage aus dem Publikum]: Ich habe gelesen, daß „Tsamiko“ ein Fluß sein soll. Ist das Quatsch? 

Ich möchte nicht sagen, daß das Quatsch ist. Man hört das nicht nur bei den Griechen. Pece hat mir auch einmal sagen wollen, daß Berače nicht von Berati in Albanien kommt, sondern es gäbe ein Dorf in Makedonien mit Namen „Berače“. Aber es ist höchstwahrscheinlich so, daß ein Name sich aus einer Stadt in einem großen Gebiet um diese Stadt verbreitet. Eher kommt Berače von Berati. Wissenschaftler werden immer versuchen, in ihrer eigenen Sprache zu finden, was vielleicht der Herkunft entspricht. … Gar nichts ist Phantasie. … Eine russische Weltklasse-Ballett-Tänzerin aus dem frühen 20. Jahrhundert – wie hieß sie … ? – hat gesagt: „Wenn ich wüßte, was es bedeutet, bräuchte ich es nicht zu tanzen.“ Damit meinte sie, man drückt es aus durch Tanz. Deswegen tanzt man: Weil es keine andere Möglichkeit gibt. Deswegen, was „Phantasie“ betrifft – die Leute sagen, was das für sie bedeutet. Einmal fragte ich den Pece: Wieso tanzen diese Männer diesen epischen langsamen Teškoto? Er schaute, wir waren gerade in einem Dorf, und sagte: „Schau mal die Berge … wie die Landschaft …“ Das war das erste Mal, daß ich einen, der wußte, was er sagte, von „Phantasie“ reden hörte. Es kommt von der Landschaft her … Sie tanzen die Berge und die Täler. Ich fand das sehr schön. Am Anfang war das für mich schwierig zu verstehen; ich bin aufgewachsen, wo es ziemlich eben ist.

(Stefan Kotansky Mitschnitt 2010)