Kopačka/Kopačkata

Kopačkata habe ich 1972 zum ersten Mal gesehen. Da war ich dort unten. Die Gruppe von Dramče aus Ostmakedonien war auf einem Festival am Ohridsee. Pece [Atanasovski] hatte immer sein Seminar vom 9. Bis zum 19. Juli und kurz davor findet immer das Ohridski Festival statt. Da haben sie getanzt. Nachmittags bin ich mit einem Freund dahin gegangen, wo sie gewohnt haben. Wir haben sie aufgenommen und auch mit ihnen getanzt. Oft haben wir das in diesen Tagen gemacht. Wir sind zum Festival gegangen und haben sie gefragt, wo sie wohnten, und sie sagten „Kommt mal rüber, wir zeigen euch diese Tänze“ und dann haben sie uns das vorgetanzt. In den Jahren danach habe ich sie noch auf verschiedenen Festivals gesehen. Damals habe ich sie gefilmt und auch mit ihnen ein bißchen getanzt und die Kopačkata nach dieser Musik genau so gemacht. Sie haben nur mit Trommeln getanzt, obwohl vom Dorf auch ein Musikant mit einer Kemene da war. Die Kemene ist etwas ähnliches wie eine Gâdulka – ist Euch das ein Begriff? Das ist eine Geige, die so gespielt wird (Geste), eine Art Lyra. Er hat die Kemene leider nicht bei der Kopačkata gespielt. Aber dann habe ich diese Musik gefunden, die auch aus Ostmakedonien kommt, und ich wollte etwas auf diese Musik tanzen. Denn zur Trommel allein zu tanzen ist sehr schön, aber nur wenn es live ist. Ich habe in Amerika oft die Möglichkeit, den Tanz zu zeigen; dort habe ich ab und zu 14 bis 15 Trommler, Tapan-Spieler, und das ist immer ganz lustig. Nächstes Mal bringe ich einen Tapan mit.

Also Kopačka ist an sich ein Šopsko Horo. Die Leute von Dramče sind Šopen, die aber auf der makedonischen Seite der Grenze leben. Šopen leben in Ostserbien, in Westbulgarien und in Ostmakedonien. Das ist ein Volksstamm. Die tanzen den 7/8- oder 7/16-Takt so … (tanzt), wie Kjustendilsko, aber ganz flachfüßig, genau wie Belčos „Kjustendilska Râčenica“ – kennt Ihr die? Die nennen ihn „Sitno Oro“ jetzt. Früher hat die Kopačka auch „Sitno Oro“ geheißen – „Kleinschritt-Tanz“.

(Stefan Kotansky Mitschnitt 2000)

Ich habe versucht, die Kopačka zu machen, die wir zuerst von „Tanec“ (1) gelernt haben, einer der Volkstänze, die wir 1956 und auf der zweiten Reise in den späten sechziger Jahren gelernt haben. Elsie Dunin von der UCLA, eine Kroatin, auf Tanzethnologie von Jugoslawien spezialisiert, hat das Buch über das Repertoire von „Tanec“ geschrieben, ein dickes Buch, in dem sie zusammen mit Stanimir Višinski auf Englisch und auf Makedonisch alle Tänze des Ensembles gesammelt hat. Ich habe Kopačka in Ostmakedonien in verschiedenen Dörfern gelernt. Živko Firfov hat erzählt, daß sie, als er bei Tanec war in den ersten Jahren und sie in ganz Makedonien nach Tänzen geforscht haben, in Ortschaften kamen, die für ihre guten Tänzer bekannt waren. Er hat dort den Tanz gesehen, den sie früher „Sitno Oro“ nannten – „sitno“: mit kleinen Schritten. Am nächsten Tag sagte er: „Zeig nochmal den Tanz mit dem kopač, der Grab-Bewegung!“ Die Kopačka – auch in der Kopanica – ist eine Schaufel (2). Von da ab hieß es „Kopačka“ oder „Kopačkata“. „-ta“ ist der angehängte Artikel, wie beim „Lesno-to“; „lesno“ heißt „leicht“, „lesnoto“ heißt „der Leichte“. Im Albanischen, Griechischen, Rumänischen, Bulgarischen und Makedonischen gibt es diesen nachgestellten Artikel.

Ich glaube, ich habe da vieles gemischt, aber ich habe bestimmt in den sieben Figuren die eine von „Tanec“ gemacht. Sie ist leider so schnell, daß man sie kaum tanzen kann, aber das ist für die Tänzer von „Tanec“ ein normales Tempo – Bühnentempo. Die Aufnahme von Pece ist langsamer, aber es ist nicht ganz dasselbe.

(Stefan Kotansky Mitschnitt 2010)


(1) „Tanec“, Skopje: professionelles staatliches makedonisches Folklore-Tanzensemble mit der Aufgabe, die makedonische Folklore zu sammeln, zu bewahren und zu präsentieren. (Anm. d. Red.)

(2) Kopačka richtiger: Hacke