„Gajda“ heißt Dudelsack. Überall auf dem Balkan gibt es die sogenannten „Gajda“-Tänze. Was ist ein Gajda? Gajda ist ein Tanz, bei dem es keinen Dudelsack gibt. Die Musiker mit den anderen Instrumenten machen ihn nach; sie „spielen“ den Dudelsack. Die meisten Gajdas fangen mit einer langgedehnten fallenden Quint an, mit einer Klarinette, einer Geige – mit allem. Ich habe einmal eine Gajda mit Gajda gehört. Gewissermaßen ist Gajda etwas, was es nicht mehr gibt und deswegen spielen sie ihn so.
Gajda Preshevare habe ich von Marin Alijev gelernt. Er ist Klarinettist. Er hat ihn von seinem Cousin aus dem Kosovo gelernt. So habe ich ihn gelernt; später habe ich alte Filme angesehen und festgestellt, daß ich ihn schon kannte, aber er war eigentlich ganz anders, von der Musik her: aus Karadžak – „Schwarze Berge“ oder Skopska Crna Gora – einem Gebirge zwischen Kosovo und Makedonien. Dort leben Albaner, Roma, Slawen. Sie tanzen den Tanz in dieser Art. Allerdings tanzen Zigeuner ihn eher mit einem Tip [leichten Tritt in die Luft] und einem Twist [nach innen angehobenen Knie] … so … [tanzt]. Ich habe ihn auch in Kočani gesehen, allerdings wurde er „Maško“ genannt und mit eher männlich-energischen Bewegungen, nicht so sanft getanzt.
Interessant ist für mich an diesem Tanz wieder der Krsteno-Typ der Schritte; allerdings vier Takte gehen – im 7/8-Takt – und man braucht zwei Takte, um einen Schritt fertig zu tanzen, weil es so schnell ist. Es ist nicht wie bei einem Dreizehner, wo man schon genügend Zeit hat. Man braucht zweimal sieben, um einen Takt fertig zu tanzen. Bei der ersten Variante macht man über vier Takten den Übergang und sechs Takte am Platz. Bei der zweiten Figur ist es umgekehrt: man geht nur zwei Takte und bleibt vier am Platz. Aber der Rahmen von zehn Takten ist da. Ich bin immer mißtrauisch – ich werde es heute Nachmittag bei „Kopačka“ sagen – wenn der Rahmen von zehn Takten verlängert oder verkürzt wird. Mich interessiert das wegen der alten Strukturen. Hier bleiben sie bei zehn Takten.
(Stefan Kotansky Mitschnitt 2003)