ist ein modernes Lied von einem Mann namens Raptiz, einem albanischen Griechen, der in Nordgriechenland lebt. Er singt populäre albanische Lieder und, ich meine, auch wlachische Lieder. Die Wlachen wohnen auch in der Gegend von Joannina bis Südalbanien. Als ich das Lied das erste Mal gehört habe, gefiel es mir nicht so sehr. Ich kaufte seine ganze CD, weil ich hören wollte, was er … Ich kaufte sie eigentlich, weil er auch Gjigjile singt. Ich liebe dieses Lied – auch deswegen, weil Merita Halili, die es in Albanien gesungen hat, eine gute Freundin von mir ist. Wenn sie es singt, bin ich einfach verliebt. Also, ich wollte eine Aufnahme von Gjigjile und sein [Raptiz‘] Gjigjile fand ich … also, ich könnte mich nicht in ihn verlieben. Auf jeden Fall hörte ich dieses Lied immer wieder an. Mit der Zeit gefiel es mir besser und besser und dann habe ich gedacht: Mensch, Moj Maro ist zu gut, um es einfach nur anzuhören, ich muß auch was darauf tanzen – und das ist ein Tanzlied! Die meisten dieser Volkslieder mit irgendeinem Taktschlag sind doch Tanzlieder. Ich habe dann nach der Musik eine Tanzform selber mit echten Motiven zusammengestellt. Beide Motive sind echt, obwohl ich sagen würde, bei dem ersten Tanz, wie ich das letztes Jahr gesagt habe, tanzen sie meistens eins – zwei – drei – eins – zwei – drei … nur auf drei Takte und fangen wieder an. Aber man findet das auch auf vier Takte in den Gruppen. Dann habe ich das mit dem zweiteiligen Tanz, der euch bekannt ist, „zusammengebastelt“. Was mir immer gefiel, war das zweimalige nach-hinten-Kreuzen. Das habe ich auf der Bühne von einer Frauen-Dorfgruppe aus Südalbanien gesehen. Das wollte ich unbedingt hineinnehmen. Das hat sich aus dem Tanzen mit anderen entwickelt. Am Anfang habe ich es einfach frei getanzt und dann habe ich gesehen, da könnte man das machen … Es gibt in Amerika Leute, die ihn ganz anders tanzen. Sie haben ihn mit mir frei getanzt, aber jetzt unterrichte ich diese feste Form.
Der Takt ist ein Sechs-Achtel-Takt, aber innerhalb der sechs Achtel hört man auch drei Viertel, wie beim Walzer. Das gibt es öfters in Albanien und Nordgriechenland. Musikwissenschaftler sagen, Sechs Achtel ist der meist gebrauchte Rhythmus in der ganzen Welt – in Afrika, Asien, Westeuropa … Walzer ist natürlich nicht der erste Dreier in Europa. Früher, im Mittelalter gab es sogar schon Dreier. Von Arbeau gibt es ein Buch über Renaissance-Tänze, da sind sehr viele Dreier, auch in dieser Zeit.
Der Sechs-Achtel-Rhythmus – oder der Dreier – hat dieses Wiegen. Das ist so schön. Alte Wiegenlieder haben das auch, diese Spannung – und das ist etwas Wunderschönes. Das ist ein Lebensrhythmus.
Der Tanz in diesem Rhythmus heißt bei den Griechen Sta Tria und manchmal Sta Dio. In Nordgriechenland wird dieser Rhythmus, dieser Dreier, sehr oft getanzt. Man findet ihn auf dem Balkan in Bulgarien und Jugoslawien selten. Man findet manchmal Pajduškos auf Sechs oder Drei. Im Pirin gibt es einen Tanz „Igra na dvamina“ im Dreierrythmus. Pece hat den schönen Dreier „Teška Krstačka“ gemacht [singt].
(Stefan Kotansky, Mitschnitt 2001)