Was zu den Wlachen in dem Buch von Loneux (1) steht, ist sehr, sehr gut geschrieben, allerdings vom rumänischen Standpunkt aus. Wir wissen nicht genau, wer die Wlachen sind. Wir wissen nur, als die Slawen vom fünften bis siebten Jahrhundert aus dem heutigen Polen ins Balkangebiet gezogen sind, waren dort noch Reste römischer Bevölkerung des Römischen Imperiums und Illyrer, von denen viele meinen, daß sie die Vorfahren der Albaner waren, und Thraker. Wer die Wlachen waren – manche meinen, es war eine Bevölkerung, die schon da war, als die Römer kamen, und die lateinische Sprache übernommen hat. Jede Volksgruppe auf dem Balkan meint, sie sei am längsten da. Wlachen sind jedenfalls überall auf dem Balkan gewesen und sind immer noch da – in Griechenland, Albanien, Makedonien, Ungarn, …
„Wlache“ ist eine pejorative Bezeichnung. Für die Kroaten waren Leute östlich von Zagreb „Wlachen“; in Griechenland sagt man: „a kai vlachos!“ – das heißt „du bist ein Bauer!“, „du bist ein Schäfer“ sozusagen. Die Wlachen waren hauptsächlich Schäfer und hatten eine Sommerwohnung und eine Winterwohnung. Dann kamen die Osmanen und viele sind nach Rumänien gezogen. Dort wurden sie romanisiert – das sagen auch die Rumänen – und als die Osmanen in die Türkei zurückgekehrt sind, sind die Wlachen wieder ins Balkangebiet gezogen.
Die Tänze ähneln den rumänischen Tänzen. Sich selbst nennen sie in Ostserbien „Ungureani“, d.h. Ungarn oder sie nennen sich „Ţaraneascu“, Bauer auf rumänisch. Auch in Griechenland gibt es sehr viele Wlachen.
(Stefan Kotansky, Mitschnitt 2000)
(1) Jacques Loneux: Rumänien: ein Land und seine Tänze. Deutsch von Herwig Milde. 1995