Zasvirel Stojan ist ein Lied, ein dreitaktiger Lesnoto. „Lesno“ ist ein Adjektiv mit der Bedeutung „leicht“, „-to“ am Ende ein Artikel – also: „der Leichte“. Das gibt es übrigens in der bulgarischen, der griechischen, der albanischen und der rumänischen Sprache. Im Rumänischen ist es „-ul“. Manche Linguisten meinen, daß dieser „post-enclitic article“ [der nachgestellte Artikel] am Ende angehängt statt vor dem Wort, ein typisch balkanisches Phänomen ist, ein sehr altes sprachliches Relikt aus dem Balkanraum. In den anderen slawischen Sprachen gibt es das nicht, nur in Bulgarien und Makedonien. Was früher in Albanien war, weiß man nicht; in Griechenland kann es nicht aus dem Altgriechischen kommen, in Rumänien aus dem Lateinischen auch nicht. Also man meint, die Daker, die Thraker, die Illyrer, die Makedonier und die Nordgriechen haben eine gemeinsame Sprache [Substrat] gehabt und von ihr dieses Phänomen geerbt. Im Russischen, Slowakischen und den anderen nordslawischen Sprachen gibt es dieses „-to“ oder „-ta“ am Wortende nicht. Man sagt „pravo“ – gerade, aber „pravoto“ der Gerade, „lesno – lesnoto“ [der Leichte], „teško – teškoto“ [der Schwere].
Devojče Devojče ist ein Lied auf 9/16: 2-3-2-2. Ich habe ihn als Fünfer gemacht, statt wie Pece als Dreier: … [tanzt] – so wie die Zelenikovka. Ich habe ihn von Atanas [Kolarovski] in den sechziger Jahren so gelernt: … [tanzt], in dieser Krsteno-Form. So haben wir ihn damals getanzt. Paul Mulders hat neulich die zwei Melodien genommen und den einen Tanz von Pece mit dem Lesnoto darauf kombiniert, auf drei und drei. Aber wir haben ihn schon damals auf fünf Takte getanzt. So gefällt er mir besser, er paßt mir besser. Atanas kommt von dieser Gegend, aus dem Dorf Dračevo, südlich von Skopje, am Vardar. Nicht daß der Pece ihn schlecht macht, aber er kommt aus Zentralmakedonien. Wie er ihn gemacht hat, das ist eine Möglichkeit und wie Atanas ihn macht, das ist auch eine Möglichkeit.
(Stefan Kotansky Mitschnitt 2003)