Indijsko Oro und Kočanski Čoček

– das sind Čoček-Formen. „Čoček“ heißt „Fohlen“. Warum Fohlen? Zur Zeit der Osmanen gab es bei den höfischen Tänzen junge Buben [daher die Bezeichnung „Fohlen“], die diese Tanz-Art, die wir heute „Bauchtanz“ und „Orientalischer Tanz“ nennen, vorgeführt haben. Es waren nur Buben, die sich auch manchmal als Frauen angezogen haben. Es waren nicht Muslime, sondern Armenier, Griechen, Juden und Zigeuner. Unter ihnen gab es auch Türken, aber hauptsächlich waren es diese Minderheiten. Dieser Tanz hat sich im 17. Jahrhundert entwickelt und die Musik ist mit den Osmanen in den Balkan gekommen, zusammen mit den Čalgija-Musikern. Čalgija hieß damals dieses Orchester mit Klarinette, Džumbuš – eine Art Banjo-Geige – und später kam Oud dazu und Tarabuka. Sie spielten diese Musik, die wir jetzt „Orientalische Musik“ nennen. Wer war das? Das waren hauptsächlich Roma. Sie brachten sie in die Städte, wo sie später sehr populär wurde. Interessant ist dabei, daß in der Türkei dazu hauptsächlich solo getanzt wurde, sobald die Musik aber in den Balkan kam, haben die Menschen dazu ihre Kreis- und Reigentänze getanzt und die alten Formen auf die neue Musik übertragen.

Indijsko könnte ein dreitaktiger Jeni Jol gewesen sein … [tanzt] … so fängt er an … aber ein bißchen mehr mit orientalischen Bewegungen, der Fingerhaltung und diesem Antippen … [tanzt]. Die slawischen Makedonier machen so etwas weniger. Das kommt eher aus der Türkei.

Seit etwa zwanzig Jahren machen sie das länger, auf fünf Takte … [tanzt] … Aber das paßt nicht mit meiner „Fünf-Takte-Theorie“ zusammen. Fünf Takte, das wäre so: … [tanzt] … und hier passiert etwas … [Schritt links vorne hin und her] In vielen Tänzen aus Kočani habe ich das gesehen. Einen Čačak – nicht Čoček! – habe ich von den Zigeunern gelernt, der war so:

Cocek1

[tanzt  einen zweiten Durchgang, aber mit Variation:]

Cocek2

… und dann könnte es so weitergehen:

Cocek3

… und dann kommt wieder das Ende:

Cocek4

Ich bin der Meinung, daß dieser Čoček mit dem Čačak verwandt ist.

Kočanski Čoček geht genauso, nur daß er links anfängt.

Indijsko habe ich vor etwa sechs, sieben Jahren in München gelernt, als Margarete ein „Gajda“-Fest veranstaltet hat. Dort war ein Mann aus Kočani, der mir den Tanz gezeigt hat. Danach war das Orchester von Esma Redžepova bei uns. Deren Trompetenspieler hat ihn immer als Čoček getanzt. Er kam auch aus Kočani.

(Stefan Kotansky Mitschnitt 2003)