Teško oro

Man muß den Teško oro aus Makedonien und den Teško oro aus Serbien voneinander unterscheiden – das sind zwei völlig verschiedene Tänze. 

Der serbische Teško oro ist dadurch charakterisiert, daß er von Frauen und Männern getanzt wird, in Gürtel- oder W-Fassung. Sein Tempo ist gleichbleibend moderat von Anfang bis Ende. Die Tanzschritte gleichen bis auf geringfügige Abweichungen denen von Vranjanka/Šano Dušo/Iz banju ide (1).

Teško oro (serbisch, Ensemble Rakija) – Hörprobe

Die beiden serbischen Tanzforscherinnen Ljubica S. und Danica S. Janković haben einen „Deli Aguš (Teško)” aus Gnjilane beschrieben (2). Grosso modo ist ihre Version dieselbe wie die, die Dick Oakes bei der Folk Dance Federation of California (South) beschreibt (3).

Der makedonische Teško oro ist ein ausgesprochener Männertanz, wobei „teško” schwer (= schwierig) bedeutet (4), d.h. sein langsames Tempo verlangt viel Haltekraft und Balance, und gibt gleichzeitig Raum für beeindruckende Figuren und Körperhaltungen, wie z.B. volle Drehung auf einem Bein, Hocken oder Kniebeuge usw. Er gilt in Makedonien als besonders spektakulärer Männertanz. Das makedonische Ensemble „Tanec” beschreibt dies plastisch auf seiner Webseite (5). Entscheidend trägt zum Gesamteindruck des Tanzes die Musik bei, die allein von einem Zurla-Ensemble mit Tapan bestritten wird.

Eine Aufführung des Teškoto oro durch das Ensemble „Tanec” ist auf Youtube zu sehen. Sein imponierender Charakter verleitet manche Autoren dazu, ihn als „Kriegstanz” zu klassifizieren (6). Das Tempo beginnt sehr langsam, zunächst rubato und steigert sich, wobei der Charakter der Tanzbewegungen (und -schritte) sich mit zunehmendem Tempo stark verändert.

Im ursprünglichen Kontext des dörflichen Tanzes, d.h. außerhalb der Bühne, war Improvisation ein wesentliches Element, so daß der Tanz keine zwei Mal auf dieselbe Weise getanzt wurde. Die „Tanec”-Version dagegen wurde im Ensemble fast vierzig Jahre unverändert getanzt, und zwar ausschließlich von Tänzern der ersten Generation aus Lazaropole. Es versteht sich daher von selbst, daß der makedonische Teško oro kein Teil des allgemeinen westlichen Folkloretanzrepertoires sein kann. (7)


(1) Tanzbeschreibung auf herwigmilde.de

(2) Janković, Lj. & D. – Narodne Igre VI, Gnjilane, Vranje (1951). Tanz. Nr. 67, Seite 123, Noten Seite 205.

(3) http://www.socalfolkdance.org/dances/T/Tesko_Oro_(Deli%20Agus)_A_Serbian.pdf

(4) Daneben kennt man in Makedonien einen „Lesno” oder „Lesnoto”: der Leichte, im Gegensatz zu Teškoto – der Schwere.

Die Endung „-to” ist der bestimmte Artikel des Neutrums; er wird am Ende des Wortes angehängt. Die bulgarische Sprache, die mit der makedonischen eng verwandt ist, und die rumänische, die nicht mit den beiden vorgenannten Sprachen werwandt ist, kennen ebenfalls diese Artikel-Endung; im Rumänischen ist das u.a. „-ul” (masc. Sg.).

Daher macht es keinen Unterschied, ob man „Teško” oder „Teškoto” oder „Teško oro” oder „Teškoto oro” sagt; „oro” bedeutet „Tanz”.

(5) http://www.tanec.com.mk/index.php?cat=3&lang=en

(6) https://en.wikipedia.org/wiki/Teshkoto

(7) Details zu Geschichte und Charakter des Teško oro findet der interessierte Leser bei Ivančić Dunin, Elsie und Stanimir Višinski: Dances in Macedonia, Skopje 1995, S. 263 ff.

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