Ajde lepa Maro – Nachtrag

Zu unseren Recherchen über den serbischen Tanz Ajde lepa Maro und die dazugehörige Musik haben uns inzwischen ergänzende Informationen erreicht, die die Herkunft weiter aufklären. Sie stammen aus unserer Mailkorrespondenz mit Ron Houston (Texas) und Radboud Koop (Niederlande) vom 25. bis 29.03.2024. 

Zu der Musikaufnahme auf Folkraft Vinyl FK 1495 (7“ 45rpm (o.J.): „Folk Orchestra Beograd“, „Supervised and recorded in Jugoslavia by Dennis Boxell“) schreibt Ron Houston, Rickey Holden und Dennis Boxell haben anlässlich einer Reise 1963 oder 1964 ins damalige Jugoslawien „KUD France Marolt“ (heute AFS, Akademska folklorna skupina, France Marolt) in Ljubljana besucht, wo sie Ajde lepa Maro als Teil eines Serbischen Medley sahen (herausgegeben auf Folkraft LP 19b2 mit Ajde lepa Maro, Marinino, Djurdjevka, Čačak, Šetnja – diese Aufnahme ist auch als „Serbische Suite“ bekannt). Diese Version war langsam, kurz und slowenisch gesungen und wurde daher für ungeeignet für den Freizeittanz in den USA gehalten. 

Ron Houston vermutet, Rickey Holden und Dennis Boxell besorgten sich daraufhin eine passende serbische Aufnahme. Das war das übliche Vorgehen: das Nationale Folkloreensemble besuchen, Tänze auswählen und notieren, Musik aufnehmen oder für Folkraft lizenzieren und eventuell einen Lehrer finden, der die Tänze in den USA unterrichten würde, z.B. Atanas Kolarovski oder Csaba Palfi („visit the national folklore ensemble, select and describe dances, record or license music for Folkraft, and sometimes find a dancer to teach the dances in the US (e.g., Atanas Kolarovski, Csaba Palfi)“).  

Radboud Koop ergänzt, dass eine neuere CD-Ausgabe der früheren Aufnahmen von Dennis Boxell „Serbian Folk Dance Classics FA-5“ mit Ajde lepa Maro das Orchester Dušan Radetić nennt; die Sängerinnen gehören dem Ensemble Kolo an. 

Bei der Vivace vacances CD V-407 (1989), („de Mooiste Muziek uit Joegoslavië“, Yugoslavian National Folkdance Orchestra ‚Sarajewo‘. All compositions/arrangements by B. Estacada. Wim Bosheck Musicproductions) kam uns schon früher merkwürdig vor, dass hier ein serbischer Folkloretanz in Holland von einem Musiker mit spanischem Namen komponiert und arrangiert wurde. Radboud Koop hat herausgefunden, dass dies eine Aufnahme eines holländischen Orchesters namens „Ensemble Radostan“ unter der Leitung von Tim de Wijs ist. Der Name „Yugoslavian National Folkdance Orchestra ‚Sarajewo'“ ist ein Fantasiename; ein solches Orchester gibt es nicht. Auch der Name „B. Estacada“ bezeichnet, so vermutet R. Koop, keine existierende Person; es ist ihm zufolge nur ein Fantasiename, um Copyright-Ansprüche abzuwehren. („Estacada“ = Zaun, Palisade; „Bosheck“ = bos: Wald, heck: Hecke, Zaun; Bosheck > „B. Estacada“). 

Diese Aufname wurde bereits vorher für den Seniorentanz herausgegeben auf der Schallplatte Nevofoon 15022 „Dansen voor Ouderen 1“, eine instrumentale Einspielung (nicht vokal). 

Was den Tanz „Ajde lepa Maro“ betrifft, haben wir bereits erwähnt, dass Ron Houston aus verschiedenen Gründen überzeugt ist, dass Dennis Boxell Janković Bd. 1 (1934) konsultierte (Boxell beherrschte Serbokroatisch). Im übrigen bedienten sich, so R. Houston, alle KUDs der Bücher der Schwestern Janković. Letztlich führen alle Quellen von Ajde lepa Maro zurück zu Ljubica und Danica Janković. Es gibt keine ältere Tanzbeschreibung, aber ältere Lied-Dokumente. So kommt er zu dem Fazit: Der Tanz Ajde lepa Maro, wie er in den USA (und dann bei uns) getanzt wird, stammt von Rickey Holden und Dennis Boxell (Folkraft), dieser vom KUD France Marolt Ljubljana und dieser wiederum von L. und D. Janković. 

R. Houston würde sich über zusätzliche Informationen sehr freuen, die eine frühere Quelle für den Tanz belegen. Wir danken ihm und Radboud Koop für die wertvollen Informationen.