Irena Stanevas Repertoire enthält einen Tanz mit dem Liedtitel „Sbor se sâbra”; er taucht 2003 zum ersten Mal in ihrem Unterrichtsprogramm auf, zuletzt 2015. Der Tanz trägt manchmal auch die Bezeichnung „Pazardžiška lesa” (lesa: Tanz in Gürtelfassung, Pazardžiška: aus der Gegend von Pazardžik, bulgarische ethnographische Region Westthrakien) (1).
Das Lied wird gesungen von Nadka Karadžova, einer berühmten Interpretin aus der Gegend von Pazardžik. Die erste uns bekannnte Einspielung erschien 1988 auf der Balkanton-CD „Nadka Karadjova – World Famous Voices“. Da in der Aufnahme die Gesangsstimme nicht nur sehr klar zu hören ist, sondern auch vom Orchester zurückhaltend begleitet wird, reizt die Aufnahme mich schon länger, mich mit dem Lied genauer zu beschäftigen. Und wie so oft – das „Graben” im Text bringt erstaunliche Überraschungen ans Licht.
Hier der Text:
1. Сбор се събра и заигра
на личен ден, на Великден.
На личен ден, на Великден,
на по-личен, на Гергьовден.
2. Момите хоро играят,
момците бял камък мятат.
Ей че си иде Саймандра,
Саймандра луда гидия.
3. Като Саймандра видяха,
всички си на крак станаха.
От далек селям даваха,
от близо ръка късаха.
4. А Лало, нищо юначе,
не му е на крак станало.
Че се ядоса Саймандра,
па са със Лало хванаха.
5. Па са се три дни бориле,
три пет дни земя изтриле.
И три надоле забиле,
не можле да си надвият.
1. Sbor se sâbra i zaigra
na ličen den, na Velikden.
Na ličen den, na Velikden,
na po-ličen, na Gergjovden.
2. Momite horo igrajat,
momcite bjal kamâk mjatat.
Ej, če si ide Sajmandra,
Sajmandra luda gidija.
3. Kato Sajmandra vidjaha,
vsički si na krak stanaha.
Ot dalek seljam davaha,
ot blizo râka kâsaha.
4. A Lalo, ništo junače,
ne mu e na krak stanalo.
Če se jadosa Sajmandra,
pa sa sâs Lalo hvanaha.
5. Pa sa se tri dni borilе,
tri pet dni zemja iztrile.
I tri nadole zabile,
ne možle da si nadvijat.
(Transkription von der Musikaufnahme: HM)
Bei der Frage nach der Übersetzung lohnt es sich, genauer hinzusehen. Bereits vorliegende Übersetzungen (2) enthalten nicht nur Ungenauigkeiten, auch grammatische, sondern auch Irrtümer bzw. Mißverständnisse. Deshalb übersetzen wir wie folgt:
1. Man versammelte sich und begann zu tanzen an einem bedeutsamen Tag, zu Ostern, an einem bedeutsameren Tag, am Georgstag.
2. Die Mädchen tanzen den Horo, die Burschen werfen einen weißen Stein. Hej, da kommt Sajmandra, der wilde Draufgänger.
3. Als sie Sajmandra sahen, standen alle auf. Von ferne winkten sie zum Gruß, in der Nähe rissen sie ihm die Hand ab.
4. Aber Lalo, der arme Held, ist für ihn nicht aufgestanden. Da ärgerte sich Sajmandra und ging auf Lalo los.
5. Drei Tage lang kämpften sie, drei, fünf Tage nutzten sie den Boden ab. Obwohl sie sich niederschlugen, konnten sie einander nicht besiegen.
Auf den ersten Blick sehen wir hier eine Prügelei unter Burschen beim Horo. Der Text enthält allerdings eine Reihe von Merkwürdigkeiten, die nach Aufklärung rufen. Auch sprachliche Eigentümlichkeiten beziehen wir hier ein.
Сбор се събра – sbor se sâbra:
wörtlich „eine Versammlung versammelte sich”; von einem „Fest“ ist mit diesen Worten (noch) nicht die Rede. Solche Verdoppelungen wie bei der „etymologischen Figur” (3) sind in bulgarischen Liedern oft anzutreffen; ein schönes Beispiel enthält Dva sa zmeja:
Dvori tudi treven trivjasalo – der Garten dort ist völlig verwildert
Porti tudi râždja râždjasalo – die Türen dort sind völlig verrostet
wörtlich: „grasig vergrast” und „rostig verrostet”.
Mit diesem Stilmittel erreicht man eine Verstärkung der Aussage und Intensivierung des Eindrucks beim Hörer; es ist ein besonders beliebtes Gestaltungsmittel „balkanslawischer” Lieder. Allerdings wirkt es im Deutschen meist als überflüssige Wiederholung und kann in der Übersetzung deshalb nicht nachgeahmt werden.
На личен ден, на Великден, на по-личен, на Гергьовден – Na ličen den, na Velikden, na po-ličen, na Gergjovden:
Zu Ostern und am Georgstag? Das geht nur, wenn das bewegliche Fest Ostern auf den Georgstag fällt, was gelegentlich vorkommen kann; und das ist, wie das Lied sagt, etwas Besonderes, etwas Bedeutsames. In der traditionellen bäuerlichen Gesellschaft war man sehr sensibel für den Bedeutungscharakter von Auffälligkeiten aller Art, was modern-aufgeklärt gerne als „Aberglauben“ abgetan wird.
Момите хоро играят, момците бял камък мятат – Momite horo igrajat, momcite bjal kamâk mjatat:
An einem Fest, besonders zu Ostern und erst recht, wenn dies auf den Georgstag fällt, wird selbstverständlich getanzt. „Die Burschen werfen einen weißen Stein”: dies könnte auf ein altes dörfliches Spiel verweisen oder sogar auf ein Orakel. Vielleicht ging es darum, wer mit welchem Mädchen anbandeln könnte; das könnte auch den folgenden Konflikt erklären.
Sajmandra:
Der Name ähnelt dem „Semendra”, einer mythischen Figur der bulgarischen Folklore, die als Drache (zmej oder hala) auch menschliche Gestalt annehmen kann (4). Auch wenn das Auftreten des Sajmandra in diesem Lied nicht bedeutet, daß jetzt ein Drache die Bühne betritt, so ist doch jedem bulgarischen Hörer, dem die Mythen seiner Tradition vertraut sind, sofort klar, daß auf den Drachen Semendra angespielt wird und große Ereignisse zu erwarten sind. Der weitere Verlauf des Geschehens bestätigt das.
От далек селям даваха – Ot dalek seljam davaha:
Das Wort „seljam” entstammt dem Türkischen, verkürzt für „seljam alejkum” (5).
от близо ръка късаха – ot blizo râka kâsaha:
Wir wollen nicht glauben, daß die Burschen dem hinzukommenden Sajmandra tatsächlich die Hand ab- oder den Arm ausrissen; beide Übersetzungsvarianten läßt der bulgarische Text zu. Der Ausdruck ist wohl eher metaphorisch gemeint und soll ihre feindselige, drohende Haltung dem Fremden gegenüber ausdrücken: „Komm nicht zu nahe, sonst …!
нищо юначе – ništo junače:
Lalo ist ein „юначе – junače” – ein Held (positiv konnotiert!), aber „нищ – ništ” – arm (materiell oder geistig) und damit keineswegs „nichtsnutzig”, wie man in einer anderen Übersetzung lesen kann (6). Warum aber ist Lalo arm? Man könnte dies so verstehen, daß sein Stolz sich keinesfalls auf Reichtum und höheren Sozialstatus gründet, sondern allein auf seine von jeglichem Herdentrieb unabhängige starke Persönlichkeit. Er ist bescheiden, hat es aber auch nicht nötig, vor einem dahergelaufenen Sajmandra zu kuschen.
земя изтриле – zemja iztrile:
Wörtlich: „sie schabten den Boden ab”. Ein drastisches Bild für den Zustand des Kampfplatzes nach der dreitägigen Rauferei. Da wuchs hinterher kein Gras mehr.
Wir konnten zwar einige Ungereimt- und Unklarheiten aufklären, doch bleiben Fragen offen: Worauf beruht die Feindseligkeit zwischen den Dorfburschen und Sajmandra? Was für einen Streit haben Lalo und Sajmandra? Geht es wirklich nur darum, daß Lalo nicht grüßt? Und endet die Geschichte einfach damit, daß der Kampf ergebnislos bleibt? Vermutlich haben wir es hier wieder einmal mit einem zusammengekürzten, auf die Bedürfnisse der Musikindustrie zurechtgestutzten, original sehr viel längeren Lied zu tun (7). Sobald wir über eine längere Version erfahren, halten wir unsere Leser auf dem Laufenden.
Dank an Diljana Kurdova für hilfreiche Kommentare und Hinweise, sowie an Birgitt Karlson, die den Anlaß zu genaueren Nachforschungen gab.
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(1) Tanzbeschreibung der Pazardžiška lesa auf herwigmilde.de.
(2) Zum Beispiel http://www.hopp-zwei-drei.de/Texte/einzeln/Kurzsicht_Lieder_20140815_117.pdf
(3) Die etymologische Figur (lat. figura etymologica) ist eine Redefigur, bei der ein Verb und ein Substantiv mit demselben Wortstamm (z. B. kämpfen und Kampf) miteinander verbunden werden: einen Kampf kämpfen. Dieses Stilmittel kann zur Bekräftigung oder Verstärkung der Wortbedeutung dienen. Es ist ein Sonderfall des Polyptotons (https://de.wikipedia.org/wiki/Etymologische_Figur). In seinen „Studien zur Poetik und Komposition des balkanslawischen lyrischen Volksliedes”, Göttingen 1964, widmet Karl-Heinz Pollok den verschiedenen Stilmitteln in Form der sprachlichen Figuren ein umfangreiches Kapitel.
(4) Иван Танев Иванов: Индо-ирански суфикси в езика на древните и съвременни Българи. Суфикс от вида „-тор”, „-ентор” и производни
http://www.protobulgarians.com/Statii%20za%20prabaalgarite/Sufixi%20prabaalgarski/Sufix-dar.htm
Zum Gebrauch des Namens Sajmandra vgl. Pollok S. 125 f: a) In ähnlicher Weise werden Bezeichnungen als Name gebraucht („Appellativa in onomastischer Funktion“); b) solche charakterisierenden Bezeichnungen sind in Liedern beliebt (z.B. „Karamfil“); c) der Gebrauch solcher beschreibender Namen ist nur auf die Lieder beschränkt – „Sajmandra” ist kein Vorname in der realen Welt.
(5) Иван Габеров: Речник на чуждите думи в Български
(6) Der Irrtum beruht auf der Verwechslung zwischen dem Adjektiv ništ/ništa/ništo (= masc., fem., neutr.) und dem Pronomen ništo – nichts. Das Wort junače ist mit seiner Endung -e ein grammatisches Neutrum, daher steht ništ in seiner sächlichen Form „ništo”.
(7) Siehe hierzu den Artikel „Musik und Politik„
Sbor se sâbra (2): zwei Drachen kämpfen
Veröffentlicht am: von HM
In unserem obigen Artikel vom April 2016 über das bulgarische Lied Sbor se sâbra mußten wir nach unseren intensiven Recherchen eingestehen, daß immer noch wichtige Fragen offengeblieben sind:
Worauf beruht die Feindseligkeit zwischen dem Dorfburschen und Sajmandra? Was für einen Streit haben Lalo und Sajmandra? Geht es wirklich nur darum, daß Lalo nicht grüßt? Und endet die Geschichte einfach damit, daß der Kampf ergebnislos bleibt?
Wir vermuteten damals, daß dies daran liegt, daß wir es hier wieder einmal mit einem zusammengekürzten, auf die Bedürfnisse der Musikindustrie zurechtgestutzten, original sehr viel längeren Lied zu tun haben und versprachen, unsere Leser auf dem Laufenden zu halten, sobald wir über eine längere Version erfahren würden.
Inzwischen sind wir fündig geworden.
Sbor se sâbra gehört zu der Liedkategorie „Kampf des Bastards mit dem Drachen”, von der es zahlreiche Varianten gibt, die meist das Mehrfache an Versen umfassen gegenüber unserem Lied (1). In seiner Studie „Mythos, Epos, Geschichte – Altbulgarische historisch-apokalyptische Sagen”, Kapitel 5 (2) faßt Todor Mollov das Geschehen in den Liedern dieser Thematik zusammen. Wir dürfen den Begriff „Bastard” (копиле) nicht im negativ besetzten sozialen Sinn mißverstehen. Die Biologie kennt dafür den Ausdruck „Hybride”. Gemeint ist ein Mischwesen aus Mensch und Ungeheuer am Rande der menschlichen Gesellschaft, an anderer Stelle „Drachen-Bastard” (копиле-змей) genannt. Eine andere Bezeichnung für ihn lautet „Wiedergänger-Junge” (дете-посмъртниче), womit auf seine Mittlerrolle zwischen der Unterwelt und der Welt der Menschen angespielt wird. Diese Kategorisierung ist bedeutsam für das Verständnis des Geschehens und seiner Akteure.
Mollov faßt also zusammen:
„a) Auf dem Hügel von Borovan [Борованската могила] (…) findet am 9. Mai [на Летен Свети Никола] eine religiöse Versammlung (Messe, Kirmes) des ganzen Dorfes (…) statt; der Reihe nach sitzen Popen, Bürgermeister, Hadschi, Herren, sie essen „unfruchtbares Rind” und gegrilltes Lamm und trinken klaren Wein; die Jungen werfen den Stein, die Mädchen tanzen Horo.
b) Nur ein Junge, Nikola (…), vergnügt sich nicht, er sitzt verträumt und schweigend. Man fragt ihn, warum; er antwortet, sie sollen sich vergnügen, aber sie sollen auch Gott bitten, daß der Drache (хала) nicht kommt und ihnen die Kirmes verdirbt …
c) So geschieht es; alle außer dem Jungen erheben sich und begrüßen ihn (küssen die Hand usw.), was [= die Weigerung des Jungen] der Anlaß zum Kampf ist.
d) Der Kampf dauert drei Tage und drei Nächte mit wechselndem Erfolg (…) und am Ende hebt der Junge den Drachen hoch und schleudert ihn zu Boden (…).”
(In Klammern, z.T. ausgelassen: Varianten oder Details) (3)
Nikola und Sajmandra: zwei Drachen
Der Schlüssel zum Verständnis des Geschehens ist die Figur des Jungen Nikola, in dem wir den Lalo unseres „Sbor se sâbra” wiedererkennen. Er weiß offenbar mehr als die übrigen: Er bleibt ernst, beteiligt sich nicht an der allgemeinen Belustigung (üppig essen, Wein trinken, spielen und tanzen) und warnt vor dem Drachen (dieses Detail fehlt in unserem Lied). Er wird als Außenseiter beschrieben; eine Variante des Liedes (4) nennt ihn einen „Waldbastard” (горно копиле) und berichtet das Detail, daß er nicht eingeladen wird, aber als er vom Fest hört, uneingeladen kommt. Mit seinem Ausdruck „змей-халоборец” – Zmej und Drachenkämpfer – wird Mollov (5) noch deutlicher: der junge Held unklarer Herkunft ist selbst ein Drache in Menschengestalt, als Zmej ein Gegenspieler der Hala, einer anderen Kategorie von Drachen.
Wir kommen damit zur zweiten Hauptfigur: Sajmandra.
Mollov nennt eine Reihe von Varianten des Namens, unter denen zwei auffallen: Zamanda, Sâlmândâr, Samandra, Salandra, Semendra, Sâmandra, Samendra, Simendra, Sârmânda, hala salamandra. (6)
Tiefe Schichten uralter Mythen
Damit wird klar, daß unser Lied mit dem Namen Sajmandra nicht nur vage anspielt auf den Drachen Semendra, sondern ihn ausdrücklich nennt. Die Namensvariante „hala salamandra” führt uns unmittelbar zu den mythischen Gestalten der alten europäischen ethnischen Religionen (früher „Naturreligionen” oder „Heidentum”). Als Feuergeist war der Salamander bereits in der Antike bekannt; so berichtet Plinius der Ältere von ihm in seiner Naturgeschichte. Weitere Feuergeister sind die Wyvern (engl. guivres, frz. vouivres) (7) und die feuerspeienden Lindwürmer. Der französische König François I griff die Tradition dieses Mythos auf und erwählte den flammenbekränzten Salamander zu seinem Wappentier mit der Devise: „Nutrisco & extinguo” – ich nähre und lösche es (das Feuer).
Als Herrscher des Feuers besitzt der Salamander ungeheure Macht über die Welt und die Menschen; bulgarische Kulturwissenschaftler sehen in der Hala Semendra, dem Feuersalamander, die tierische Erscheinungsform des altbulgarischen Wetter- und Donnergottes Perun. (9)
Der Zmej dagegen regiert als Luftgeist über die Wolken und den Regen, Stürme und Dürren und damit über Wohl und Wehe der Landwirtschaft. Menschen können einen Zmej mittels Opfern oder Heilkräutern beeinflussen; er wird dann zum Beschützer „seines” Dorfes. Sein primärer Gegner ist Perun, der in Gestalt der Hala Semendra auftreten kann.
Damit sind wir wieder bei unserem Lied „Sbor se sâbra” bzw. den Liedern der Kategorie „Kampf des Bastards mit dem Drachen” angelangt – und gleichzeitig bei tiefen Schichten uralter mythologischer Überlieferung. Die Lieder behandeln den Widerstreit übermächtiger kosmischer Mächte bzw. Naturkräfte, inszenieren ihn mit Figuren, die in der Mythendichtung vielfach und detailreich ausgestaltet sind (10), innerhalb der vertrauten Szenerie des Dorflebens: Da taucht bei einem Fest der gefährliche Feuerdrache Sajmandra auf und trifft im Kreise der Dorfbewohner auf den beschützenden Luftdrachen in Gestalt des Helden Lalo; es kommt wie berichtet zu einem schrecklichen Kampf.
Unser Dank gilt Irena Staneva, die den Tanz Pazardžiška lesa mit dem Lied Sbor se sâbra zu uns gebracht und uns damit auf die Fährte dieser faszinierenden Entdeckungen geführt hat.
(1) Beispiel: Nikola i hala Semendra. (https://liternet.bg/folklor/sbornici/bnt/4/82.htm) Im Vergleich damit ist unser Sbor se sâbra in der Tat eine schlimme Verkürzung der Handlung, durch die viele aufschlußreiche Details verloren gegangen sind.
(2) Мит – Епос – История. Старобългарските историко-апокалиптични сказания (992-1092-1492), пета глава
https://liternet.bg/publish/tmollov/mei/5_3.htm#38
(3) Показателна с оглед на темата ни (и продължение на изложеното по-горе) е митичната песен „Борба на дете-посмъртниче (копиле) с хала“, разпространена само в българското етнично землище. Тя има няколко характерни устойчиви звена:
а) На Борованската могила (Гушанци, Търняне, Бутан, Борован, Горно Церовене, Лехчево) се събира общоселски (или регионален) религиозен празничен събор (панагир) на Летен Свети Никола (Борован, Гурково); наред седят попове, кметове, хаджии и чорбаджии, ядат (ялова крава; печено агне) и пият руйно вино; момците мятат камък, момите хоро играят.
б) Само едно момче Никола (Бутан, Горно Церовене); Никола „горно копиле“ (Търняне, Лехчево – иде неканен); гяче Никола (Гьобел; Суходол) не се весели – седи унесено и мълчаливо. Питат го защо; отговаря – да се веселят, но и да се молят на Бога да не дойде халата, да не им разпилее събора…
в) Ето че иде; всички, освен момчето, стават на нозе и я поздравяват (отдават селям; целуват ръка и коляно), което е повод да се сборят.
г) Борбата трае три дни и три нощи с променлив успех (и опит на мащехата да помогне на Антагониста, като отрови Никола /дава му вода със змийска отрова или отровни билки/ – Търняне, Суходол, Гьобел, Лехчево), най-сетне момчето вдига халата и я побива в земята (или я сече на дребни късове-чейреци и я окача по глогови тръни).
(4) Никола и хала Семендра. https://liternet.bg/folklor/sbornici/bnt/4/82.htm
(5) a.a.O.
(6) https://liternet.bg/publish/tmollov/mei/5_3.htm#40a:
„40. Име: Заманда (БКн, Арх. Н. Геров, N. 119; Константиново, Караман-кьой); Сълъмдър (Гьобел); „Самандра сама гидия“ (Торбалъжи); „Саландра, луда гидия“ (Петково); „Самандра, Самасадура“ (Екши-су); „Самандра, сама гидия“ (Грънчарово); Золум, Золума (Лешко, Покровник); Солуна, Солума (Падеж, Селище); Семендра (Търняне, Бутан; вар.: „Семендра луда лудиа,/ луда лудиа бекрия“ – Суходол); Съмандра (Чехл.); Самендра (Горно Церовене); „Симендра бекрия“ (Суходол); Самандара-самозадорица (Асанбегово); „Съръмда влачка войвода“ (Стан), хала саламандра (Лехчево).”
(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Wyvern
(8) https://de.wikipedia.org/wiki/Lindwurm
(9) Анчо Калоянов: „Ако зад Хала Семендра в споменатата вече песен стои саламандър (дъждовник), то и на българската митопоетична традиция ще се окаже присъща животинската хипостаза на бог Перун …” (https://liternet.bg/publish/akaloianov/stb/mihail.htm)
(10) Ausführlich siehe Hala und Zmej in der bulgarischen Wikipedia